Sachgebietsleiter Brandschutz und ehrenamtlicher Wehrleiter ist Joachim Ganz, unser Gesprächspartner für heute bei NACHGEFRAGT. Joachim Ganz ist seit seinem 11. Lebensjahr bei der Freiwilligen Feuerwehr. Zuerst bei der Jugendfeuerwehr in den 70ern und später dann bei den „Großen“. Der gelernte Kfz-Mechaniker arbeitet schon seit 1995 Hauptberuflich, damals noch als Gerätewart bei der Feuerwehr in Alzey, einer von mittlerweile sechs Hauptamtlichen.
Für die vier Stadtteile in Alzey sind aktuell drei Feuerwehreinheiten zuständig, und alle auf freiwilliger Basis. Es ist ein Ehrenamt, dass nicht einfach ist. 365 Tage im Jahr, 24/7 zur Verfügung zu stehen und das auch bei Einsätzen, die belastend sein können.
Die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr
„Es gibt kein Schema F. Wir können zwar trainieren und Einsätze üben aber sich 100%ig auf alles vorbereiten geht nicht,“ so Joachim Ganz. Von der bekannten Katze auf dem Baum, über Wasserschäden im Keller bis hin zu Autobahnunfällen und natürlich auch Feuereinsätze, gibt es bei der Feuerwehr viel zu tun. Dabei ist jeder Einsatz, der nicht gefahren werden muss, ein Einsatz bei dem niemand zu Schaden gekommen ist.
Manchmal bleiben Eindrücke zurück, die belastend werden können. Die Führungskräfte können Stresssituationen beurteilen und sorgsam herausfinden, ob ein Teammitglied nicht mehr aufarbeiten kann, was passiert ist. Dafür ist aber an erster Stelle die Gemeinschaft da, das darüber sprechen, schon auf der Rückfahrt vom Einsatz. Psychische Betreuung und im schlimmsten Fall auch die Notfall Seelsorge helfen den Freiwilligen, das Gesehene zu verarbeiten. Doch das sind die Ausnahmen. Joachim Ganz nennt das Team der Freiwilligen Feuerwehr in Alzey „wie eine Familie“, in der man füreinander da ist. Vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gab es Grillfeste, Jahresabschlussfeiern, an Wochenende gemeinsame Lehrgänge und zweimal die Woche hat man sich zum Beisammensein getroffen. Da ein Corona-Ausbruch bei der Feuerwehr um jeden Preis verhindert werden muss, ist dies aber aktuell nicht in dieser Form möglich.
Das Ehrenamt als Feuerwehrmann und -frau
Wer sich freiwilligen engagieren will ist jederzeit herzlich willkommen. Sowohl aktive Mitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr, als auch die Jugendfeuerwehr braucht Unterstützung. Ab 10 Jahren darf man zur Jugendfeuerwehr und Schläuche ausrollen, trainieren und alle 14 Tage gemeinsam alles lernen, was man als Feuerwehrmann und -frau können muss. Für einige sicherlich die Highlights: die ein bis zweimal im Jahr stattfindenden Zeltlager. Ab dem 15. Geburtstag darf man bei den Aktiven mitlaufen, um das Team kennenzulernen, denn mit 16 Jahren wechselt man von Jungend zu Aktiv.
Aktiv sein heißt Zeit investieren, lernen und körperlich belastbar sein, vor allem wenn man im Einsatz tätig sein will. Wie überall bestätigen Ausnahmen die Regel, und für alle die helfen wollen, aber aus gesundheitlichen Gründen nicht über die Fitness verfügen, finden sich andere Möglichkeiten sich zu engagieren.
2021 und Ausblick
Was 2021 hängen geblieben ist? Es war ein relativ ruhiges Jahr, bis auf die Einsätze im Ahrtal. Joachim Ganz: „Ich musste mich als Leiter distanzieren, um Entscheidungen zu treffen und bei den 17 bis 20 Stunden Tagen den Überblick zu behalten. Ich bin auch nicht mit in den Einsatz gefahren, habe aber mitbekommen, dass die Eindrücke, die mit nach Hause gebracht wurden, sehr emotional waren. Obwohl ich schon so lange dabei bin, war das schon sehr prägend.“
Für Silvester gilt in diesem Jahr wie im letzten Jahr: kein Feuerwerk! Der Verkauf, auch übers Internet ist verboten. Wer es trotzdem knallen lässt, macht sich strafbar.
Eines der neuen Projekte der Feuerwehr ist die Sirenen Beschallung. Aktuell gibt es in den Stadtteilen verteilt acht Sirenen. Das Beschallungskonzept soll von analog auf digital umgestellt werden. Wann sich was genau ändern wird, steht dann sicherlich in der tagesaktuellen Presse.
„Die Freiwillige Feuerwehr ist schön, aber auch stress!„, So Joachim Ganz. Wer hier mitmachen will, muss das wirklich wollen. Dafür gibt es aber auch etwas zurück. Eine tolle Gemeinschaft, Begegnungen mit interessanten Menschen, viel Wissen und Erfahrung und Momente der Dankbarkeit, die den ein oder anderen sicherlich auch mitten ins Herz treffen.
In diesem Sinne wünschen wir eine entspannte Zeit zwischen den Jahren und sagen unseren freiwilligen Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen Danke! Für die Zeit, euren Einsatz und das Engagement, dass ihr für uns leistet.
Fotos: Jennifer Gesslein
